← Zurück zu Indikationen

Durchfallerkrankungen

1) Definition

Als Durchfall (Diarrhoe) wird die je nach Schwere kürzer oder auch lang anhaltende Abgabe von zu flüssigem Stuhl bezeichnet.
Durchfall kann ein Symptom vieler Erkrankungen (z. B. Infektionen, Nahrungsmittelvergiftungen, Tumoren) sein.
Weltweit erkranken pro Jahr schätzungsweise rund 4 Milliarden Menschen an Durchfall, 7,5 Millionen Menschen (vor allem Kinder) sterben an den Folgen.
Eine Diarrhoe besteht bei mehr als 3 Entleerungen eines zu flüssigen Stuhls pro Tag. Das Stuhlgewicht muss hierbei über 250 Gramm liegen.
Durchfall ist ein Symptom und keine eigenständige Krankheit.

 

2) Einteilung

Das Symptom der Diarrhoe kann nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden.

2.1) Einteilung nach Verlauf

  • akute Diarrhoe
  • chronische Diarrhoe

2.2) Einteilung nach Pathogenese

2.2.1) Sekretorische Diarrhoe

Durch fehlende Aufnahme (Resorption) von Elektrolyten oder fehlerhafte Ausscheidung (Sekretion) von Elektrolyten kommt es aus osmotischen Gründen zur Bindung einer den im Darm verbleibenden Menge an Elektrolyten angemessenen Menge Wasser. Dieses Wasser wird mit ausgeschieden. Sekretorischer Durchfall kann durch Bakterien und deren Toxine, Viren und Protozoen ausgelöst werden. Auch Medikamente können zu sekretorischen Durchfällen führen.

2.2.2) Osmotische Diarrhoe

Bei Malabsorption (mangelhafte Aufnahme von Nahrungssubstraten) und Maldigestion (schlechte Verdauung der Nahrung) beispielsweise im Rahmen von Gallensäuremangel, Zöliakie (eine Form der Glutenunverträglichkeit), Pankreasinsuffizienz (Funktionsverlust der Bauchspeicheldrüse), Fructoseintoleranz (Fruchtzuckerunverträglichkeit) und Kurzdarm wirken die unverdauten Nahrungsbetandteile osmotisch und bewirken eine Verflüssigung des Stuhls.
Charakteristisch für die osmotische Diarrhoe ist die geringe Menge an Elektrolyten im Stuhl.

2.2.3) Funktionelle Diarrhoe

Eine meist durch psychische Auslöser hervorgerufene Fehlsteuerung und Fehlfunktion des vegetativen Nervensystems führt zu einer überschnellen Entleerung des Darmes. Durch Störungen der Motorik des Darmes kommt es nicht zur ausreichenden Eindickung des Stuhls im Darm. Es resultiert eine Diarrhoe.
Auch im Rahmen einer Thyreotoxikose (Schilddrüsenüberfunktion) werden Diarrhöen gehäuft beobachtet.

2.3) Einteilung nach auslösendem Erreger

  • Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhoe (CDAD)
  • Campylobacter-Diarrhoe
  • Salmonellen-Gastroenteritis
  • Norovirus-Gastroenteritis
  • Rotavirus-Gastroenteritis

2.4) Sonderformen

  • Paradoxe Diarrhoe
  • Antibiotika-assoziierte Diarrhoe

3) Therapie

Die Therapie ist abhängig von der auslösenden Ursache. Eine unkomplizierte Diarrhoe muss nicht unbedingt medikamentös therapiert werden.
Wichtiger ist vor allem bei stärkeren Formen des Durchfalls der Ausgleich des Wasser- und Elektrolytverlustes.

Dies erfolgt in der Regel durch Rehydratationslösungen. Es werden zu diesem Zweck fertige Elektrolytmischungen in Apotheken angeboten,
die nur noch in Wasser aufgelöst werden müssen.

Als wirksame Medikamente kommen Racecadotril oder Loperamid in Frage.